20. Oktober 2021: Besuch bei der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen
Die Poradna pro Ženy a Dívky hat uns in ihre Räume in Prag eingeladen. Das Projekt unterstützt der RC Prag Bohemia schon seit einigen Jahren. Dass es hier um konkrete Hilfestellung für Frauen in schwierigen Lebenslagen geht, ist nicht zu übersehen. Auf der einen Seite des Flurs stehen sorgfältig nach Baby- und Kindergrößen geordnet Kisten mit Erste-Hilfe-Inhalten wie Babykleidung, Fläschchen, Windeln und Decken. In dem freundlichen Raum, in dem tagsüber die soziale Fachberatung erfolgt, empfängt uns die neue Leiterin Erika Hořínková mit ihren Mitarbeiterinnen. Prag ist die Zentrale der Beratungsstelle. Filialen sind noch in Pilsen, Frýdek-Místek, Olomouc und Rožnov pod Radhoštěm.
 
Wer findet bei diesen Stellen Hilfe? „Es sind Frauen in jedem Alter, Schwangere, alleinerziehende Mütter, Frauen in familiären oder psychischen Notlagen“, erklärt Erika Hořínková. In der Pandemie habe die Zahl der Hilfesuchenden zugenommen, sich die Arbeit zugleich stärker auf Telefonkontakte verlagert. Häufig gehe es um Familienkonflikte, um ungeplante Schwangerschaften, um Verschuldungslagen, zerstörte Beziehungen oder die Suche nach einer vorübergehenden Bleibe für sich und die Kinder. Mancher Frau reicht ein Besuch, etwa um zu erfahren, wie sie Hilfe für die Kinder beantragen kann. Manche braucht therapeutische oder auch juristische Begleitung. „Die ehrenamtliche Mitarbeit etwa von Psychologinnen oder Juristen ist uns sehr willkommen“, betont Erika.
Prävention gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Beratungsstelle. Ihre Mitarbeiterinnen, studierte Sozialpädagoginnen, Sozialarbeiterinnen oder Psychologinnen, gehen in Grund- und Mittelschulen. Sie sprechen mit den Schülern über Themen wie Familie, Beziehungen, Pubertät, Liebe, Freundschaft, Suchtprobleme oder Gewalt.
 
Die NGO finanziert 65 Prozent der Lohnkosten aus staatlichen Zuschüssen, die sie für ihre Arbeit beantragen kann. Der andere Teil setzt sich aus Spenden zusammen – von Kirchen, Rotary und individuellen Unterstützern. Das Ende des Jahres 2021 werde hart, da der Dezember noch nicht finanziert sei, meint die Leiterin. Sie selbst ist Managerin, kommt aus der Privatwirtschaft und hat sich das Ziel gesetzt, neue Sponsoren zu finden: „Unsere Organisation hat es 30 Jahre geschafft zu überleben, ich bin zuversichtlich, dass uns das auch weiterhin gelingen wird.“